Fake Science und Raubverlage
Die eigenen wissenschaftlichen Erkenntnisse weltweit frei zur Verfügung stellen zu können bietet das Geschäftsmodell des Open Access. Vorsicht ist jedoch geboten, denn manche Verlage bieten wenig oder keine Leistung für ihr Geld.
Durch das Internet entstand die Möglichkeit wissenschaftliche Erkenntnisse leicht und kostengünstig für ein großes Publikum zu veröffentlichen. Dies sorgte dafür, dass neben den traditionellen Abonnement-basierten Zeitschriften auch elektronische Zeitschriften nach dem Open Access Modell entstanden. Hinter diesen Zeitschriften steht oft eine Universität oder eine Gesellschaft, die ihren Mitgliedern alternative Publikationsmöglichkeiten bieten möchte. Auch kommerzielle Verlage haben sich hier positioniert und bieten entweder beide Versionen oder ausschließlich Open Access Zeitschriften an. Daneben haben auch räuberische Verlage Geschäftsmodelle in diesem Bereich für sich entdeckt indem sie für wenig Leistung viel Geld verlangen. Dabei gehen sie oft sehr aggressiv mit Werbung vor und sprechen potentielle Autoren schmeichelhaft per email an. Positiv wirkt auch die versprochene kurze Publikationszeit von wenigen Tagen oder Wochen (die natürlich nur durch fehlendes Peer Review eingehalten werden kann). Manchmal verwenden diese Verlage auch ähnliche Namen wie bekannte Zeitschriften aus dem Fachgebiet, so dass es leicht zu Verwechslungen kommen kann. Ihre Webseiten sehen oft seriös aus, enthalten fiktive Impaktfaktoren und angebliche Listings in seriösen Fachdatenbanken, so dass die Zeitschriften auf den ersten Blick nicht als Raubzeitschriften zu erkennen sind.
Dadurch ergeben sich Probleme für die dort publizierenden Autoren, deren Publikationen im besten Fall zwar im Internet veröffentlicht werden, aber nur unter schlechten Bedingungen, als da wären: schlechte Lizenzen (keine Creative Commons Lizenzen), keine Verzeichnung in renommierten Datenbanken (wie z.B. Web of Science oder Scopus), keine Archivierungslösungen bei oftmals hohen Preisen (die bei Publikation durch den Autor zu bezahlen sind).
Um vertrauenswürdige Zeitschriften von räuberischen Zeitschriften zu unterscheiden hilft DOAJ, das Directory of Open Access Journals. Zeitschriften die hier aufgenommen werden müssen eine ganze Reihe von Qualitätskriterien erfüllen. Dennoch gibt es natürlich auch außerhalb des DOAJ qualitätvolle Zeitschriften. Hier sind Wissenschaftler gefragt, auch selber zu prüfen, ob eine Zeitschrift für ihre Zwecke geeignet ist. Hilfestellungen dazu gibt die Seite: thinkchecksubmit.org. Nicht zu vergessen ist schließlich, dass die Grenzen zwischen weniger qualitätvollen Zeitschriften und echten Raubzeitschriften fließend sind. In diesem Bereich herrscht viel Dynamik und ehemals als Raubverlage eingestufte Verlage sind mittlerweile angesehene Open Access Verlage geworden, deren Zeitschriften qualitativ mit etablierten Zeitschriften mithalten können.
Selbstverständlich bleibt es jedem Wissenschaftler freigestellt, in welcher Zeitschrift er publizieren möchte. Und so gibt es natürlich auch Gründe, warum man einen Artikel in einer weniger qualitätvollen Zeitschrift veröffentlichen möchte. Und wenn man dies aus gutem Grund tut und man sich der Implikationen bewusst ist, spricht schließlich auch nichts dagegen.
Auch für die Leser von wissenschaftlichen Publikationen ergeben sich Probleme durch Raubzeitschriften. Zwar werden diese nicht in seriösen Fachdatenbanken verzeichnet, aber über Google, bzw. Google Scholar können sie schon gefunden werden. Da diese Artikel kein oder kein ausreichendes Peer-Review erfahren haben, bleibt die Qualitätssicherung dem einzelnen Leser überlassen. Dies wird auch ausgenutzt von Leuten, deren tendenziöse „wissenschaftliche“ Artikel von seriösen Zeitschriften nicht angenommen werden. Daher sind diese Zeitschriften auch Tummelplatz von Pseudo Science und Verschwörungstheorien. Dennoch sind auch in diesem Bereich nicht alle Artikel Fake Science.
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